Nach den Anfängen in einer Garage in Ehningen hat sich der Kunststoffverarbeiter Ensinger innerhalb von einem halben Jahrhundert von einem Kleinbetrieb zu einer internationalen Unternehmensgruppe entwickelt. Heute ist Ensinger in allen wichtigen Wirtschaftsregionen mit Fertigungsstandorten und Vertriebsniederlassungen vertreten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschafteten die 2.300 Mitarbeiter einen Umsatz von 402 Millionen Euro.
Gemeinsam mit Mitarbeitern aus dem In- und Ausland, langjährigen Kunden und Lieferanten sowie zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft beging das Familienunternehmen sein 50-jähriges Jubiläum am 17. Juni mit einem Festakt in der Böblinger Kongresshalle.
Eine unterhaltsame, mit Selbstironie und Anekdoten angereicherte Ansprache von Klaus Ensinger und Dr. Roland Reber stimmte die 500 Gäste auf das Programm des Abends ein. Im Dialog ließen die beiden Geschäftsführer die Firmengeschichte Revue passieren: Sie beschrieben die Anfänge in den sechziger Jahren, in denen Wilfried Ensinger nach ausgefüllten Arbeitstagen regelmäßig Nachtschichten einlegte, um neue Verfahren zu testen oder Halbzeuge zu produzieren. Die ersten beiden selbst konstruierten Anlagen standen in einer Garage, deren Länge kaum ausreichte, um faserverstärkte Kunststoffe zu Rundstäben zu extrudieren. Bevor ein Strang die andere Straßenseite erreichte, wurde er mit einem Fuchsschwanz abgesägt. In den Anfangsmonaten brachte Wilfried Ensingers Ehefrau Martha die fertigen Produkte mit dem Kinderwagen zum Bahnhof – solange, bis er unter der Last zusammenbrach. Sein Vater, so Klaus Ensinger, habe das damals als gutes Zeichen gewertet. „Es geht aufwärts!“
Klaus Ensinger und Roland Reber erinnerten an weitere Erfolge, die Ensinger in fünf Jahrzehnten verzeichnen konnte: „Konstantes Wachstum erzielt und in keinem einzigen Jahr Verlust geschrieben, Hohlkammerprofile möglich gemacht, erfolgreiche Diversifikation mit neuen Produktlinien, und zuletzt der Start der ersten Extrusion in Asien“. Aber auch Misserfolge blieben nicht unerwähnt: „Der Sprung über den großen Teich klappte erst im zweiten Anlauf, zuvor scheiterte ein Joint Venture in den USA. Zu den Wunden, die nur langsam verheilen, gehören zugekaufte Betriebe, die später geschlossen werden mussten, und die Trennung von Mitarbeitern und Führungskräften.“
Heute sind die Märkte hart umkämpft und die Margen eng. Umso wichtiger sei es, das eigene Tun und strategische Entscheidungen zu hinterfragen. Insgesamt blickt die Geschäftsleitung optimistisch in die Zukunft, dazu soll auch eine engere Zusammenarbeit der Unternehmensbereiche beitragen, ebenso wie die Digitalisierung und mehr Aus- und Weiterbildung.
„Wir arbeiten zusammen, wir gehen fair miteinander um“, betonte Roland Reber. Auch Klaus Ensinger unterstrich das Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen: „Es ist genau dieser Geist, der uns groß gemacht hat. Unsere Kultur bleibt, unsere Werte bleiben. Wir bleiben ein Familienunternehmen.“
Die erste Gastrede des Abends, der musikalisch vom preisgekrönten Neuen Kammerchor Heidenheim und dem Symphonieorchester des Albert-Einstein-Gymnasiums aus Böblingen kongenial eingerahmt wurde, hielt Professor Dr. Berthold Leibinger. Der ehemalige Geschäftsführer der Trumpf-Gruppe bezeichnete Wilfried Ensinger als einen „fast archetypischer Gründungsunternehmer“. Leibinger erinnerte an den Mangel an Kapital und Personal in den siebziger Jahren. Und auch später habe er – wie Ensinger – immer wieder Risse und neue Herausforderungen gespürt. Regelmäßig stelle sich ein Unternehmer die Frage: „Kann ich den nächsten Schritt machen, kann ich ein Zweigwerk gründen oder übernehme ich mich?“
Wilfried Ensinger, so Berthold Leibinger, sei eine „Leitfigur des Mittelstands“, die wie er an die soziale Marktwirtschaft glaube und die Grundüberzeugung teile, dass Eigentum zur Gemeinnützigkeit verpflichtet. „Durch die Weiterentwicklung des Unternehmens und die Gründung der Wilfried-Ensinger-Stiftung haben Sie etwas für die Gesellschaft getan.“
Berthold Leibinger hob auch die Bedeutung von Wilfried Ensingers Ehefrau beim Aufbau des Unternehmens hervor. Sie habe den Gründer von Beginn an ermutigt und unterstützt. „Ohne Martha Ensinger wäre das Unternehmen nicht, was es ist“, betonte Leibinger. „Gemeinsam haben Sie eine große Lebensleistung vollbracht!“.
Der ehemalige Bundespräsident Dr. Horst Köhler, der seit vielen Jahren mit der Familie Ensinger befreundet ist, gratulierte in seiner Rede „allen, die zur Erfolgsgeschichte beigetragen haben.“ Es sei Wilfried Ensinger gelungen, eine „Belegschaft mit Spitzenkönnern zu formen“, auch international. „Innovationen, Qualitätsorientierung und Teamgeist haben diese Firma groß gemacht.“
Ensinger sei einzigartig und dennoch typisch für das Erfolgsmodell der mittelständischen Familienunternehmen, denen Deutschland viel zu verdanken habe, so der Altbundespräsident. Die Ideen und ihre Wagnisbereitschaft dieser Betriebe seien „mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, denn sie sichern Prosperität und bieten Millionen Menschen Ausbildung, Arbeit und Einkommen.“
Köhler wünscht sich wieder mehr Gründergeist und eine stärkere Wertschätzung für die mittelständische Wirtschaft. Wilfried Ensinger, der auch als Präsident der IHK-Bezirkskammer Böblingen für eine neue Lust am Unternehmersein geworben habe, sei ein Beispiel für den Willen, selbstbestimmt zu leben und dabei für die Familie und für die Allgemeinheit viel Gutes zu erreichen.
Stellvertretend für die Mitarbeiter und die beiden jüngeren Generationen der Inhaberfamilie dankte Klaus Ensinger zum Abschluss der stimmungsvollen Veranstaltung seinen Eltern. „Wenn Ihr vor 50 Jahren nicht den Mut gehabt hättet, diese Firma zu gründen, stünden wir alle heute Abend nicht hier.“ Der Gründer, der im Mai seinen 80. Geburtstag gefeiert hatte, unterbrach den tosenden Applaus und sagte: „Ich bin überwältigt, überglücklich – und sprachlos.“
In Rottenburg-Ergenzingen fand am nächsten Tag der zweite Teil der Jubiläumsveranstaltung statt. Das bisher größte Mitarbeiterfest seit Gründung des Unternehmens wurde von mehr als 1.300 Gästen aus aller Welt besucht – neben den deutschen Mitarbeitern und ihren Familien waren auch Mitarbeiter der Auslandsniederlassungen eingeladen. Zum Auftakt stand das traditionsreiche Fußballturnier an. Im Endspiel um den „Ensinger Cup“ bezwang das Team der Tochtergesellschaft Ensinger Italia die Mannschaft aus dem Stammwerk Nufringen nach Elfmeterschießen.
Als die Cover-Rock-Band „Madison Bow“ aufdrehte, gab es kein Halten mehr. Bereits beim zweiten Song tanzten ganze Abteilungen auf den Tischen. Die Party endete erst tief in der Nacht. Auch ein Unternehmen wird schließlich nur einmal 50.
Die Meilensteine der Firmenhistorie skizzieren ein Familienunternehmen, das sich nie mit Erreichtem zufrieden gegeben hat. Die stetige Weiterentwicklung von Produkten und Produktionsabläufen und die Förderung des Mitarbeiterpotenzials gehören seit den Anfangsjahren zu den Leitlinien.
Ensinger GmbH
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